Chronik des Freundeskreises beim Diakonischen Werk Rheinhessen

Vorwort:

Seit vielen Jahren bzw. Jahrzehnten kommen suchtkranke Menschen zu den Selbsthilfegruppen.

Sie kommen alleine.

Sie kommen mit ihrer Familie.

Sie kommen mit Freunden.

Einige sind gekommen und wieder gegangen.

Andere haben ihre Abhängigkeit erkannt und sind geblieben.

Die Diakonie und die Selbsthilfegruppen haben Hilfe gegeben,

die Menschen haben diese Hilfe angenommen und genutzt.

 Wir werden auch in Zukunft nichts UNVER-SUCHT lassen. 

Hans-Jürgen Furchtmann, Freundeskreis 

Der Weg bis heute:

Im Sommer 1976 wird der Grundstein des heutigen Freundeskreis Worms im Keller des Hauses von Dr. Adolf Brauer gelegt. Selbst Alkoholiker, entschied er etwas dagegen zu tun, aktiv zu werden und in Dialog zu treten. Dort im Keller fingen an sich Menschen zu treffen, die frank und frei über ihre Alkohol- Abhängigkeit reden. Erst waren sie zu zweit, dann eine ganze Gruppe. Sie erkennen schnell den Selbstzweck und die unersetzliche Hilfe, die sich ihnen als solche Gruppe bietet. Man macht sich gegenseitig stark und man gibt sich das Gefühl nicht alleine zu sein. Der Beginn eines Netzwerks betroffener Menschen. Aus einer einzigen Emotion heraus: Veränderung! Sie treffen sich einmal die Woche und reden über ihr gemeinsames Problem: Lösungsorientiert darin ein ganzes Leben lang abstinent zu bleiben, was für manche leichter und für andere wiederum schwerer ist. Dennoch gibt es kein Themenfeld wo nicht jeder vom anderen lernen könnte, denn im Freundeskreis Worms dreht es sich nicht ausschließlich um Alkohol. 

Der unschätzbare Wert dieser privat gegründeten Initiative wird auch bald die Diakonie Worms erkennen und bietet ihre Räumlichkeiten sowie ihre Zusammenarbeit an.  Auch die "Fachstelle für Suchtkranke" in der Dekanatsstelle Worms-Alzey partizipiert und findet: Die Arbeit der Freundeskreis Gruppen entwickelt sich kontinuierlich weiter und wird von der Fachstelle unterstützt. Der Stein ist ins rollen gebracht.

1981 findet auch Silvia Furchtman zu dieser Runde. Gemeinsam und mit Ihrem unbedingtem Willen keinen Alkohol mehr zu trinken verändert sich ihr ganzes Leben. Für Silvia bis heute eine eindrucksvolle Erfolgsgeschichte. Der Freundeskreis erlangt immer mehr Aufmerksamkeit und wird Thema in vielen Zeitungsartikeln und landesweiten Fernsehberichten. Ein umfangreiches Jahresprogramm mit unzähligen Events entsteht.

Mittlerweile seit fast 30 Jahren leitet Silvia, inzwischen selbst ehrenamtliche Suchtberaterin, die Gruppe. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Hans-Jürgen, der die Angehörigengruppe leitet, führt sie die "Betroffenen" durch gute und schlechte Zeiten. Dritter im Bunde ist Willy Heid für die gemischte Gruppe. Als die Abkopplung von der Suchtberatung Diakonie Worms zur fachlichen Eigenständigkeit im Jahre 2004 erfolgte, musste wieder mehr aus rein privater Initiative organisiert werden. Es ergab sich damit aber auch Unabhängigkeit. Für Silvia war und ist es immer wichtig im freien Dialog zu bleiben, ihre außergewöhnliche Emphatie beizubehalten und nie den Humor zu verlieren.

2016 dann das 40. Jubiläum des Freundeskreis Worms. Mit Spaß, Freude, Witz und ohne Alkohol. Es ist nicht tragisch, wenn es manchmal still um den Freundeskreis wird, denn die Diakonie schließt aus finanzieller Not ihre Fachstelle für Suchtfragen in Worms und bietet dies nun als nächst gelegene erst in Alzey an. Aber wichtig ist doch zu wissen, das es da weiterhin eine Anlaufstelle gibt, wo man Rast machen kann. Den Freundeskreis. Jede Woche kann man sich hier mit Menschen treffen die Dein Problem genau kennen und darüber miteinander reden wollen. Wer regelmäßig kommt, sich kontinuierlich mit dem Problemfeldern beschäftigt, immer wieder die gewonnene Freiheit als nicht selbstverständlich, sondern hart erkämpft verinnerlicht, hat ein ganz großen Schritt zu einer langen Abstinenz getan. Das Gefühl einer freiwilligen, wohltuenden und freundlichen Verpflichtung.

Das ganze Bild des Freundeskreis das sind wir alle.